Richard Bergmair's Blog



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==> Mark Christian meint: “You should have a personal website”. (Übersetzung: “Sie sollten eine persönliche Website haben”).

Es gehen in letzter Zeit viele Kommentare im Netz um, deren Grundgedanke im Prinzip lautet: “Wäre es nicht toll, wenn wir wieder so Web machen würden, als wäre es 1997?”

Aber aus dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit gibt es einen großen Unterschied zwischen einer persönlichen Website im Jahr 2019 und einer persönlichen Website im Jahr 1997: Damals konntest du noch unmittelbar damit rechnen, auf Suchmaschinen den ersten Platz zu bekommen, wenn nach deinem Namen gesucht wurde. Auch was die Inhalte der Website betrifft, konntest du noch realistisch darauf hoffen, für einige Schlagworte einen guten Platz zu ergattern. Die Chancen für Letzteres stehen heute schlecht. Wenn du das Pech eines gängigen Namens hast oder ein “Namensdouble” mit einem starken Online-Fußabdruck, dann schafft es deine persönliche Website nicht einmal an die vorderen Plätze der Suchmaschinenreihung, wenn nach deinem vollständigen Namen gesucht wird.

Durch die wachsenden Nutzerzahlen im Netz sind mit der Zeit die Anreize immer größer geworden, Inhalte einzustellen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Kommerzielle Interessen können mit Geld und Ressourcen nach diesem Problem werfen, online Aufmerksamkeit zu ergattern. Eine persönliche Website einer Einzelperson kann damit kaum mithalten.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung hat sich also stark verändert, insbesondere im Hinblick auf die Frage, wie häufig man neue Inhalte einstellen muss. Ein Mangel an Aktivität auf einer Website wird durch Suchmaschinen nämlich hart abgestraft, auch wenn sich dort hauptsächlich Inhalte befinden, die mit der Zeit nicht wirklich an Aktualität und Relevanz verlieren. Gerade von solchen Inhalten bräuchte es eigentlich mehr, und weniger von den immer-gleichen Inhalten, die von den Contentmühlen regelmäßig wiedergekäut werden, damit sie nicht aus dem Netz fallen.

Wenn es also wieder einen Nutzen haben soll, persönliche Websites ins Netz zu stellen, dann müsste zunächst das Problem gelöst werden, solche Inhalte auffindbar zu machen. Ich denke, dazu müsste eine spezielle Suchmaschine her. Einen Beitrag dazu könnte man auch leisten, indem man die persönliche Website auf einen “fediverse” Technologiestack aufbaut, um sie als soziales Medium auch über soziale Mechanismen auffindbar zu machen. Und es braucht eine Kehrtwende weg vom derzeitigen Trend in der Gesetzgebung, den Betreibern von Websites immer mehr Lasten aufzubürden. Eine einzelne Privatperson kann diese kaum noch tragen.

Also ja, ich bin voll dafür: Ich hätte gerne das Web von 1997 zurück. Aber damit das Realität werden kann, sind erst noch viele Herausforderungen zu stemmen.

#computers   |   Apr-30 2019


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