Richard Bergmair's Blog



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==> Ich bekomme einige Rückmeldungen, die darauf bestehen, dass eine 70-prozentige Kommission doch eigentlich gar nicht so schlecht ist.

Das, was ich “70 % Kommission” nannte, bezeichnen Brancheninsider als “30 % Tantieme” und Autorentantiemen für Bücher liegen historisch näher bei 10 bis 15 %. – Das wäre also eine Kommission von 85 bis 90 %.

Meine Antwort: Die Ökonomie hinter dieser Marktstruktur kann doch auf E-Books überhaupt nicht übertragen werden. Das eine, was an E-Books neuartig war, das waren die geringen Stückkosten, was den Preis senken würde. Das andere war die Oligopol-artige Stellung der Verkaufsplattformen in der Kanalökonomie (“channel economics”), was den Preis treiben würde. Letzteres war schlussendlich Trumpf und hat dafür gesorgt, dass der volkswirtschaftliche Mehrwert des E-Books nur Amazon und Konsorten bereichert; nicht die Autoren und auch nicht die Konsumenten.

Außerdem geht es mir in meiner Argumentation, wie gesagt, eher um Indie-Autoren mit Nischenpublikum, was man mit dem Verlagswesen im Massenmarkt nicht vergleichen kann. Denken wir als Beispiel für den Massenmarkt an ein Kochbuch. Hier wird 99 % des Wertes durch Marketing erzeugt. Der Verlag wird Werbeflächen mieten und den Autor in Kochshows im Fernsehen platzieren, um das Buch zu bewerben. Der Verlag wird dafür sorgen, dass Buchläden für das Buch gute Ladenfläche einsetzen. In so einer Situation bin ich absolut derselben Meinung: Der Verlag sollte hier locker 70 % verdienen oder auch mehr, da es schließlich auch der Verlag ist, der den Wert erzeugt. Der Autor, der das Kochbuch geschrieben hat, ist austauschbar. Aber Amazon tut nichts dergleichen für seine E-Book-Autoren.

Als Beispiel für das, was ich meine, denke man jetzt an einen Akademiker. Stellen wir uns vor, sein Lebenswerk habe darin bestanden, ein Lehrbuch zu verfassen, das auf seinem Gebiet aufgrund seiner Qualität zum Standardlehrbuch wurde. Wenn dieser Autor nicht wäre, dann wäre da auch kein Produkt, das der Verlag verkaufen könnte, und es wird dann eher so sein, dass der Verlag austauschbar ist. In so einer Konstellation scheint es mir absurd, wenn der größte Teil des Erlöses nicht beim Autor landet.

#business#computers   |   Dec-29 2019


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